Alles Verschwörung oder was?

von Lucius Teidelbaum
Magazin "der rechte rand" Ausgabe 172 - Mai / Juni 2018

#Durchgeknallt

Magazin der rechte rand

Aluhut geeignet für Prepper, Weltverschwörer, Reichsbürger, Neonazis © Archiv @derrechterand

Wer den rechten Blätterwald durchwandert, stößt auch auf Publikationen, die besonders skurril und seltsam erscheinen. Ein kurzes Porträt von drei der schillerndsten rechten Blätter.

»KOPPexklusiv«
Im Vergleich zum Online-Portal des verschwörungs-esoterischen Kopp-Verlages ist das seit 2009 erscheinende Magazin »KOPPexklusiv« eher unbekannt. Das Magazin erscheint in unbekannter Auflage im Wochentakt und ist nur über Abonnement zu beziehen. Das Jahresabonnement für 52 Ausgaben kostet 250 Euro, »Kopp«-KundInnen zahlen 150 Euro. Das dünne Blättchen – es hat in der Regel acht Seiten – kann als Nachfolgeblatt des ehemaligen »Ufo-Kuriers« gesehen werden, der 1994 bis 1998 ebenfalls im Kopp-Verlag erschien. Die Inhalte von »KOPPexklusiv« sind denen der Online- und Bücher-Sparte sehr ähnlich: Alternativmedizin und Impfkritik, rassistisch grundierte Kritik an der Migrationspolitik in Deutschland, Anti-Establishment-Schelte, Katastrophenvorhersagen und dies alles zumeist verschwörungsideologisch aufgeladen. Sich selbst stellt das Blatt gerne als Aufdecker dar. So heißt es in »Fünf gute Gründe, warum Sie KOPP Exklusiv regelmäßig lesen sollten« unter anderem: »Werfen Sie einen Blick hinter die Kulissen der Macht! Erfahren Sie, was die Massenmedien Ihnen verschweigen.« Aber was als »Hintergrundanalysen« angekündigt wird, entpuppt sich als Altbackenes aus der Gerüchteküche der Verschwörungstheorie-Szene.
Die AutorInnen werden nicht ausgewiesen oder werden aus den Kopp-StammautorInnen rekrutiert. Chefredakteur war bis zu seinem Tod der »Kopp«-Stammautor Udo Ulfkotte (1960-2017). Das Magazin dürfte vor allem dazu dienen, die Kern-Kundschaft zu binden und die Verlagsprodukte zu bewerben.

»2000plus«
Das auch im Kioskhandel erhältliche Monatsmagazin »2000plus. Magazin für Grenzwissenschaften« kann ähnlich wie »KOPPexklusiv« dem Bereich der rechten Verschwörungsideologie und dazu noch der »Reichsbürger«-Szene zugerechnet werden. Herausgeberin ist die 1948 geborene Ingrid Schlotterbeck, die 2001 bis 2004 als »Außenministerin der Kommissarischen Regierung des Deutschen Reiches« auftrat. Ihr Mann Rolf Schlotterbeck bezeichnete sich als »Wirtschaftsminister«.
Das Magazin wird über den »Argo-Verlag« mit Sitz in Marktoberdorf im Landkreis Ostallgäu vertrieben. Ein Vorläufer erschien seit 1979. Inhaltlich wird sehr stark die »Reichsbürger«-Ideologie bedient. Extra-Ausgaben tragen Titel wie »Phantomstaat Bundesrepublik oder Deutsches Reich?« (Nr. 1) oder »Das Deutsche Reich EXISTIERT« (Nr. 10). Die Herausgeber wollen aber nicht als »Reichsbürger« bezeichnet werden, obwohl sie die entsprechende Ideologie vertreten.
Artikelüberschriften wie »Falsche Oder-Neiße-Grenze« markieren zu­dem einen klar gebietsrevisionistischen Kurs. Hinzu kommen eine starke Prise Esoterik und Verschwörungsmythen. Anzeigen des Verlags »Pro Fide Catholica« von Johannes Rothkranz bewerben antisemitische Werke, wie etwa ein Reprint des Machwerks »Die jüdisch-freimaurerische Gefahr« des katholischen Priesters Ernest Jouin aus den 1920er-Jahren. Auch der jüngste Rechtsruck um die erhöhte Flüchtlingsmigration wird verschwörungsideologisch in Artikeln wie »Asylantenströme unter US-Flagge« (2/2015) bedient.

»Ketzerbriefe«
Das ebenfalls im Kioskhandel erhältliche Monatsmagazin »Ketzerbriefe« erscheint im DIN-A5-Format und bezeichnet sich selbst als »Flaschenpost für unangepasste Gedanken«. Redaktionell verantwortlich für die »Ketzerbriefe« zeichnet Christian Röwe. Die »Ketzerbriefe« erscheinen im »Ahriman«-Verlag mit Sitz in Freiburg im Breisgau. Der Verlag stammt aus dem Umfeld des »Bunds gegen Anpassung«, einer ehemaligen K-Gruppe, die versuchte, Marxismus mit Psychoanalyse zu verbinden. Diese Gruppe ist inzwischen weit nach rechts gewandert und hat offenbar Formen einer rechten Politsekte angenommen. Davon zeugen auch Titel auf den Covern der Ketzerbriefe wie »Donald, wir gratulieren Dir!« (Nr. 202) und »Bravo Donald! Halte weiter durch!« (Nr. 206). Neben Lob für Donald Trump gibt es auch Lob für Saddam Hussein, Slobodan Milosovic und Muammar Al-Gaddafi. Interviewpartner wie der neu-rechte Felix Menzel (Nr. 183) oder der rechte Karikaturist Götz Wiedenroth (Nr. 206) zeugen vom eingeschlagenen Kurs. Werbung in den »Ketzerbriefen« stammt unter anderem von »Tumult« (Nr. 200), eigene Werbung schaltete man in »Blaue Narzisse Online« (2015-16), in der »Junge Freiheit« (2015-17) und in »Compact« (2015, 2017). Das Magazin hat ein sehr eigenes ideologisches Profil. Mit linken Vokabeln unterlegter und antiamerikanisch grundierter Anti-Imperialismus mischt sich mit einer Psychoanalyse à la C. G. Jung. Hinzu gesellen sich Antifeminismus und ein vulgärer Antiklerikalismus, was sich auch im Logo des »Ahriman«-Verlags zeigt, nämlich einem Teufel mit erigiertem Penis.
Diese sehr speziellen Analysen dürften ein eher kleines Publikum anziehen. Die AutorInnen sind fast sämtlich zum »Bund gegen Anpassung« zu zählen, die in den »Ketzerbriefen« seitenlange Buchrezen­sionen und Abhandlungen veröffentlichen, die selbst ein durchschnittliches rechtes Lese-Publikum kaum ansprechen dürften.