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Redaktion @derrechterand
Antifa-Magazin »der rechte rand« Ausgabe 208 - Mai | Juni 2024

Antifa Magazin der rechte rand

Liebe Leserinnen, eine neue Gefahr für die Demokratie verhandeln Politik und Medien momentan: »die Jugend«. Am 9. Juni 2024 dürfen erstmals 16-Jährige bei der Europawahl mitstimmen. »Können die das? Wissen sie, was sie tun?« Diese Skepsis wird mal direkt, mal indirekt vorgetragen. Die Annahme, sie könnten eben nicht und wüssten nicht, was sie tun, wird jungen Menschen immer wieder in politischen Debatten oder bei Aktionen entgegengebracht. Und, na klar, von »den Älteren«. Schnell wird angeführt, »die Sachlage« sei viel komplexer, »die Problematik« äußerst diffizil und die »Forderungen seien unrealistisch«. Kurz: Sich auf der Straße für das Klima festzukleben, sei wenig zielführend, oder »Ganz – Ort ist austauschbar – hasst die AfD« zu rufen, reiche nicht. Jein, lieber einmal zu viel festkleben, um Debatten weiterzuführen und auch lieber mal etwas verkürzt skandieren, um Grenzen zu markieren und sich Gehör zu verschaffen. Die Studie »Jugend in Deutschland« hat die Sorge vor dem Wahlverhalten der Jugendlichen massiv angeheizt. In der seit 2020 regelmäßig durchgeführten Erhebung von Jugendforscher Simon Schnetzer hatten in diesem Jahr 22 Prozent der befragten 14- bis 29-Jährigen angegeben, die AfD wählen zu wollen. 2022 waren das noch neun Prozent. Die potenzielle Wählerinnenschaft der CDU wuchs von 16 auf 20 Prozent an. Die anderen Parteien verloren an Zuspruch. Die Grünen liegen zwar bei 18 Prozent, verloren allerdings 9 Prozent im Vergleich zum Jahr 2022. Eine der Ursachen wurde sofort ausgemacht: die sozialen Medien, allen voran TikTok. Dort ist die AfD im Vergleich zu anderen Parteien omnipräsent. Dem Spitzenkandidaten der AfD zur Europawahl, Maximilian Krah, gelang mit seinem Clip »Echte Männer« nicht bloß viral ein »Hit«.

Die Studie steht mittlerweile jedoch wegen der Methodik in der Kritik. Die Befragung wurde unter anderem mit einem »Online-Access-Panel« erhoben. Dabei können sich Menschen registrieren, wenn sie regelmäßig an Umfragen teilnehmen wollen. Für ihre Antworten erhalten sie häufig eine kleine Aufwandsentschädigung. Die Befragung fand zudem vor den Protesten nach Bekanntwerden des »Potsdam-Treffens« durch die Correctiv-Recherchen im Januar statt. Die Erhebung deckt sich überdies auch kaum mit anderen aktuellen Wahlanalysen und -umfragen. Eine am 14. Mai veröffentlichte Forsa-Umfrage ergab, dass 14 Prozent der unter 30-Jährigen die AfD wählen würden. Die CDU/CSU und die Grünen würden jeweils 21 Prozent dieser Altersgruppe unterstützen. Forsa stellte im Vergleich der Landtagswahlen 2023 in Berlin, Bayern und Hessen ebenfalls einen anderen Trend fest. Die meisten Stimmen bekam die AfD jeweils von den 35- bis 44-Jährigen. Also von jenen, die voll im Berufsleben stehen und diese Partei wegen ihrer Positionen wählen und/oder sich bei den anderen Parteien kaum aufgehoben fühlen. Auch sie sind digital Nerds, surfen, posten und liken oder haten. Zwischen Backrezept- und Partner*innensuche wird die analoge Welt digital verfolgt. Die Folgen einer verengten Wahrnehmung via Telegram oder die Wirkung von Echokammern wurden nicht erst bei den Protesten gegen die Corona-Maßnahmen sichtbar. Und: Sie wurden nicht von »den Jugendlichen« getragen.
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